02. Mai 2014 

 

Rätische Rätsel am Schneidjoch

Liebe Vagabunden!

 

Osternachlese: Während andernorts Hasen und Eier gesucht wurden, lockte es mich mit Gefährtin Elvira hinauf ins Gebirge zu einer Tiroler Kultstätte: Eine Quellgrotte am Schneidjoch auf über 1500 m Höhe, nahe der Grenze zu Bayern. 1957 hatten hier Bergsteiger in einer Felsspalte Inschriften entdeckt, die Archäologen nach wie vor Kopfzerbrechen bereiten.

 

Der Fundort ist heute mit einem Eisengitter verschlossen, um Vandalen von „Verschönerungen" abzuhalten. Ich weiß von dem Kultplatz schon lange. Obwohl ich immer wieder gerne und oft im Tiroler Land verweile, viele Merkwürdigkeiten und Erscheinungsorte in meinen Büchern dokumentierte, gelang es mir in all den Jahren nie, eine Wanderung zum Schneidjoch zu realisieren. Diesmal klappte es!

 

Unser Quartier schlugen wir in Achenkirch am Achensee auf. Am Ostersonntag in Herrgottsfrüh strampelten wir los mit unseren Mountainbikes Richtung Steinberg am Rofan. Nach wenigen Kilometern landeten wir in der Sackgasse einer Forststrasse. Ab jetzt stapften wir teils im Tiefschnee versinkend mühsam höher hinauf. Ganz zum Schluss, nahe am Ziel, mussten wir klettern. Es war abenteuerlich, ziemlich feucht, rutschig und stellenweise gar nicht ungefährlich.

Oben auf 1511 m wurden wir für die Strapaze belohnt. Wir hatten zuvor den Schlüssel zum Öffnen des Heiligtums vom Revierleiter der Bundesforste erhalten. Das war ein kleines Osterwunder. Sensationell, was es dann dank „Sesam öffne dich" zu sehen gab. Rätselschriften, aber auch ein „Strahlenwesen" in Stein verewigt (neben Überschreibungen aus neuerer Zeit). Die ältesten Gravuren reichen in die Bronzezeit zurück. Aber welche Botschaft enthalten sie?

 

Oben packte Elvira geheim einen Schokokuchen aus. Kerzen wurden angezündet und wir feierten in Zweisamkeit bei gefühlten drei Grad fröhliche Ostern und meinen Geburtstag gleich dazu. Bis dahin hielt das Wetter. Wir hatten Glück. Offiziell ist der Anstieg erst ab Mai gestattet. Dann beim Abstieg blieb uns das Sauwetter nicht erspart. Durchnässt, aber mit vielen neuen Erlebnissen und imposanten Eindrücken kehrten wir heim in unser aufgeheiztes Domizil.

 

Mehr zu diesen kryptischen Hinterlassenschaften der Räter und Etrusker, erfährt der interessierte Leser in meinem nächsten Sachbuch über Felsbildrätsel der Alpenwelt...Geduld, ich haue noch in die Tasten...

 

Ergraute Grüße aus der Vorzeit

 

REINHARD (Habeck)

 

P.S. Mancher Gastleser könnte mutmaßen, Lady Elvira sei mit Mrs. Columbo identisch. Der Filminspektor spricht von ihr als seine Frau, die Zuschauer bekommen sie aber nie zu Gesicht. Ich kann ehrlichen Herzens versichern, Elvira bilde ich mir nicht ein. Wir sind bald ein Jahrzehnt zusammen und Pendeln zwischen Wien und Basel glücklich hin und her. Und dazwischen entdecken wir die Welt. Einfach himmlisch! MERCI!

 

Info: http://de.wikipedia.org/wiki/Schneidjoch

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