14. Juni 2020

 

100 Jahre Walter Ernsting alias Clark Darlton

Liebe Rhodanauten und treue Mitflieger!

 

Schaffe es erst heute, sollte aber gestern sein. Die Zeit ist gegen mich. Wir Erdenwürmchen treffen im Leben ab und zu auf Menschen, die unser Seelenherz berühren und unseren Geist öffnen. Diese Lichtgestalten geben Liebe, Wissen, Inspiration und können ungeahnte Tore in die Zukunft öffnen. Ich habe das Glück, dass ich viele grandiose Terraner kennen lernen und zu meinen guten Freunden zählen darf – oder durfte, weil etliche Gefährten mir inzwischen in höhere Sphären entwischt sind. Der deutsche Schriftsteller und PERRY RHODAN-Gründungsautor Walter Ernsting (1920-2005) war einer dieser wunderbaren Menschen, denen meinereins viel zu verdanken hat. Der Visionär wäre am 13. Juni 100 Jahre alt geworden.

 

Mit positiven Utopien schrieb sich Walter Ernsting bereits in den 1950er Jahren in die Herzen vieler Menschen. Göttlich: Seinen erster literarischen Wurf landete er mit einem cleveren Geniestreich. Weil sein damaliger Verleger Romane unbekannter deutscher Autoren ablehnte, erfand er (als Herausgeber und Übersetzer der ersten deutschsprachigen Science-Fiction-Reihe „UTOPIA“) den Autor Clark Darlton. Unter diesem Pseudonym bot er seinen eigenen Roman „UFO am Nachthimmel“ als angebliche Übersetzung aus dem Amerikanischen an. Als der Trick aufflog, hatte der Name „Darlton“ längst Kultstatus erlangt. Nahezu 400 fantastische Romane und Kurzgeschichten stammen von ihm, darunter der packende Archäologiekrimi „Der Tag an dem die Götter starben“. Er entstand 1979 mit Unterstützung von seinem Freund Erich von Däniken und ist eine raffinierte Mischung zwischen Fiktion und Wahrheit. Tipp: Lesen und die letzte Zeitmaschine suchen!

 

Ob Zufall oder Bestimmung: Dass mein außerirdischer Eulenspiegel RÜSSELMOPS ebenfalls im Jahre 1979 entstand, ist wahr. Kurios: Walter Ernsting lernte ich am selben Tag kennen wie Erich von Däniken. Es war in Wien bei einer grenzwissenschaftlichen Tagung am 24. September 1978. Ich weiß das deshalb so genau, weil die Buchwidmungen dieses Datum tragen. Und das Beste: beide Fantasten wurden zu Obermopsianern. EvD führte mich zur A.A.S. (damals Ancient Astronaut Society, heute Forschungsgesellschaft für Archäologie, Astronautik und SETI) und über Walter Ernsting, der auch zur A.A.S.-Crew gehörte, landete ich bei PERRY RHODAN.

 

Dazu eine von vielen wahren Anekdoten: Als ich Walter 1985 bei einem Däniken-Meeting wieder traf, drückte mir der SF-Altmeister schmunzelnd den „PERRY RHODAN-Jubiläumsband Nr. 6“ in die Hände. Darin enthalten seine Story, wo der fähigste Agent der Solaren Abwehr „Krumme Geschäfte“ in der „Pinte zum Rüsselmops“ aufdecken muss, natürlich mit Hilfe von Walters Stiefkind, dem berühmten Mausbiber Gucky. Der Name des Agenten: „Habeck“. 1998 wurde die Story im Sammelband „Die besten Gucky-Geschichten“ nachgedruckt. Anfänglich glaubten PERRY RHODAN-Leser, den Habeck gibt’s gar nicht, der Typ sei eine Erfindung von Clark Darlton. Solche Geschichten amüsierten Walter Ernsting königlich. Walter setzte noch einen drauf, für Rhodanauten hier verraten: Im Heftroman 1306, erschienen im September 1986, darf ein Techniker mit dem Namen „H-Beck“ auf einem terranischen Raumschiff mit Perry Rhodans engstem Freund Reginald Bull plaudern. Dreimal dürft Ihr raten, wer mit dem Techniker gemeint war? Tatsächlich war ich zu diesem Zeitpunkt noch in der Lehre zum Vermessungstechniker, ehe ich 1987, auch ermutigt durch Walter Ernsting, den erlernten Beruf an den berühmten Nagel hängte. Seither avancierte ich zum verwahrlosten selbständigen Schriftsteller und Künstler, bin aber frei und zufrieden.

 

Bereits bei meinen allerersten Veröffentlichungen, etwa „Habecks Cartoons“ (John Fisch Verlag 1980), war Walter involviert und neben EvD eines meiner beliebtesten „Karikaturen-Opfer“. Das blieb bis heute so. Gerade erschien PERRY RHODAN-Heftroman 3068. Das Cover der Reportbeilage schmückt ein Cartoon, das Walter Ernsting alias Clark Darlton mit Gucky und Jubiläumstorte zeigt. Den gewitzten Mausbiber habe ich oftmals gezeichnet. 1999 gleich hundertfach dazu die Kids im ersten (und leider einzigen) Gucky-Kinderbuch „Lausbiber-Alarm!“, geschrieben von Andreas Findig (1961-2018).

 

Im Vorfeld zum Gucky-Buchprojekt gab es köstliche Hin- und Hergefaxe zwischen Walter und mir. Es ging um die wahre Beschaffenheit der Mausbiber-Schwänze. Chef-Illustrator Johnny Bruck (1921-1995) und Kollegen, hatten alle sehr eigene Wahrnehmungen. Wir haben uns dann auf eine Mischkulanz geeinigt. Apropos: Walter liebte meinen Rüsselmops, ich seinen Gucky. Es sind seelenverwandte Weltraumgeschöpfe. Daraus entwickelte Clark Darlton ein Mischwesen, den „Rüsselguck“, der zwar von mir gezeichnet wurde, aber in Romanform nie zu Ehren kam.

 

Übrigens schrieb Clark Darlton auch das Vorwort zu meinem Humorband „Meine besten PERRY RHODAN Cartoons“ (Ancient Mail Verlag 2017). Wie kann das sein, wenn Walter doch seit 15 Jahren bereits verstorben ist? Auflösung im Cartoonband;)

 

Auch literarisch hat mich Genius Walter Ernsting inspiriert und begleitet, etwa in Form von Interviews, z.B. in  meinem Sachbuch „UFO - Das Jahrhundertphänomen“ (Tosa 1997, Knaur TB 1998). Hier hatte ich Prominente und Fachgelehrte zum UFO-Rätsel befragt, darunter Clark Darlton zu „Wenn Fantasien zur Realität werden“.  Oder  in „KRÄFTE, die es nicht geben dürfte“ (Ueberreuter 2010, KOPP 2014), wo ich dem Untersberg ein großes Kapitel widme und Darltons Zukunftsroman „Die neun Unbekannten“ dabei eine besondere Rolle spielen. Oder in „Ungelöste Rätsel“ (Pichler 2015) mit dem 2500 Jahre alten „Urvater von Perry Rhodan“, einem kuriosen Rätselfund aus einer Höhle in Ecuador u.v.m.

 

Walter Ernsting starb 84-jährig am 15. Januar 2005 in Salzburg. Sein Grab liegt am Stadtfriedhof Maxglan, einem der 12 Sagenorte, die eine geheime Pforte in die Zauberwelt des Untersbergs markieren sollen. Am Sockel ruht ein Stein mit einem berühmten Gemälde. Es zeigt Clark Darlton und den „Retter des Universums“ – Gucky. Der Typ ist einem Untersbergmanderl nicht unähnlich.

 

Ich vermisse Walter und seine Geistesblitze sehr. Manchmal, wenn ich für Artikeln oder Bücher in die Tasten haue oder mich grafisch der Weltvermopsung widme, habe ich das Empfinden, Walters körperloser Geist guckt über meine Schulter und flüstert mir leise zu: „Ein Ende ist noch nicht in Sicht, auch das der Menschheit Zukunft nicht. Vorbei ist's dann mit allen Kriegen. Vernunft muß über Wahnsinn siegen.“ He, jetzt grad war’s wieder soweit!

 

Walter Ernsting, geliebter steinalter Junge! Herzliche Gratulation und ewiger Dank zum 100sten!

Hier für Dich nochmal einer Deiner Lieblingssongs:

https://www.youtube.com/watch?v=DRONFXoXsJ0

 

Guck, guck, Rüssel hoch und per aspera ad astra!

 

REINHARD (Habeck)

 

P.S.: Für alle, die mehr über Clark Darlton und sein fantastisches Schaffen erfahren möchten, nachfolgend ein paar Links und im Anhang Bilder-Erinnerungen in eigener Sache.

 

https://www.youtube.com/watch?v=XnxtoGAWHto
(Zum 100. Jubiläum von der PRRedaktion)

https://www.perrypedia.de/wiki/Clark_Darlton

https://perry-rhodan.net/infothek/team/ehemalige-autoren/clark-darlton

https://www.sn.at/wiki/Walter_Ernsting

http://www.terranischer-club-eden.com/special/ernsting.htm

http://www.ernsting.at/

https://www.frostrubin.com/cons/con_cd02.htm

https://perry-rhodan.net/aktuelles/erinnerungen/der-redakteur-erinnert-sich-walter-ernsting-war-ein-besonderer-mensch

http://www.untersberg.org/html/erich_von_daniken.html

https://www.stern.de/kultur/buecher/walter-ernsting--perry-rhodan--erfinder-gestorben-3547202.html

 

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